BROTHERS GRIMM - KORNKREISE IM WERK DER BRÜDER GRIMM
CROP CIRCLES AND THE BROTHERS GRIMM
Andreas Müller

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Jacob und Wilheim Grimm

Ganz aktuell präsentiert uns Hollywood seine ganz eigene Glamauk-Fantasy-Version des Lebens der Brüder Grimm. Doch zumindest sorgt der Film "Brothers Grimm" ähnlich wie in anderen Fällen (Bsp: "Signs - Zeichen" und Kornkreise) trotz aller Übertreibung und filmerischen Freiheit, die aus den beiden Volkskundlern eine Art "Mulder und Scully" des 19. Jahrhunderts macht, für ein erneut gesteigertes Interesse am Werk der Brüder.

Was jedoch kaum bekannt sein dürfte, ist der Umstand, dass im Werk der Brüder Grimm auch schon Phänomene beschrieben werden, die wir heutzutage wohl "Kornkreise" nennen würden.

Im folgenden finden Sie einen Auszug aus dem neuen Buch der beiden Kornkreisforscher Andreas Müller und Werner Anderhub "Phänomen Kornkreise - Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft":

Schon klassische Berichte über Feen in Irland, unterscheiden zwischen verfärbten und „niedergetanzten“ Feenkreisen. Auch Jacob und Wilhelm Grimm beschreiben in ihrer 1826 in Leipzig veröffentlichten Übersetzung von Thomas Crofton Crokers „Irische Elfenmärchen“ (CROKER 1825, GRIMM 1826, Kapitel IX) auch die so genannten „Elfenkreise“, die sich offenbar vielmehr dadurch abzeichneten, dass sie „niedergetreten“ und eben nicht verfärbt, welk oder durch Pilzwuchs geformt waren. Selbst merkwürdige Kreisspuren im Schnee werden überliefert:

Kreise, die sie in das tauige Gras getreten, erblickt man außer in Schottland auch in Skandinavien und Norddeutschland und jeder ruft bei ihrem Anblick „Da haben die Elfen getanzt!“ Auf der Insel Man zeigten sich sogar die Spuren ihrer zarten Fußtritte im Schnee.“ In der Publikation der Gebrüder Grimm findet sich denn auch eine weitere Kornkreis-Verbindung zwischen dem, was uns die Legenden und Sagen der Folklore berichten und jenem, was (noch) heute als charakteristisch für das Kornkreisphänomen gilt. So wird berichtet, dass auch die alten Feenkreise zu den nächtlichen Stunden der Dunkelheit entstanden, und „(...) nur der Strahl der aufgehenden Sonne zwingt (die Elfen) einzuhalten und sich zu verbergen.


Der "Mähende Teufel", Holzschnitt eines Pamphletes von 1678


Interessanterweise findet sich auf der besagten Isle of Man eine Sagengestalt, welche nicht nur Ähnlichkeiten mit dem Mähenden Teufel aufweist, sondern auch - und dies nicht nur wegen seiner rot glühenden Augen - immer wieder mit kugelförmigen Lichtphänomenen, Feen und auch mit alten, heiligen Orten assoziiert wird. Der „Fenoderee“ ist auch als „behänder Mäher“ bekannt. Auch ihm wurden kreisrunde Hinterlassenschaften in Feldern und Wiesen zugesprochen (HALL 1996).

Auch in ihrem „Deutschen Wörterbuch“ stellen die Brüder Grimm die deutlichen Unterschiede zwischen den „konzentrisch grünen’ Hexenringen’, die üppigen Graswuchs haben, während das Land umher die nackte Erde zeigt“ (also Kreisen die durch Pilzwuchs erzeugt werden) und den so genannten „Hexenplätzen(GRIMM 1854, S.1302 u. 1303) heraus.  Letztere beschrieb Franz Michael Felder im „Heumonat“ Juli anno 1859 etwa wie folgt

„Nach dem Frühstück ging es dann ans Mähen. (...) Überall hörte man das Klingen der Sensen und das Singen der Mäher, die im Takte des Liedes die Sense schwangen. Es war ein herrlicher Morgen (...) Doch bald verstummten die Sänger und immer langsamer ging das Mähen (...),  weil Wind und Regen das an vielen Orten mannshohe Gras niedergeworfen und ineinander verwickelt hatten, so dass das Feld fast aussah, als ob es ein Hexentanzplatz gewesen sei.
(FELDER 1867, S.88)

Heinrich Heine schreibt in seiner Schrift über die „Elementargeister“:
„Der Tanz ist charakteristisch bei den Luftgeistern; sie sind zu ätherischer Natur, als dass sie prosaisch gewöhnlichen Ganges, wie wir, über diese Erde wandeln sollten. Indessen, so zart sie auch sind, so lassen doch ihre Füßchen einige Spuren zurück auf den Rasenplätzen, wo sie ihre nächtlichen Reigen gehalten. Es sind eingedrückte Kreise, denen das Volk den Namen Elfenringe gegeben.“(HEINE 1837, Band 3)

Dass es auch den historischen Darstellungen darum ging entsprechende Kreishinterlassenschaften auch hervorzuheben, zeigt sich, wenn man unterschiedliche bildliche Darstellungen miteinander vergleicht: Nicht alle Feentänze hinterließen auch kreisrunde Spuren.


Links zwei Holzschnitte die nicht nur den Kreistanz, sondern auch entsprechende Spuren zeigen. Im rechten Beispiel wird zwar Rringelrein getanzt, es bleibt jedoch kein Kreis zurück.
Interessantweise findet sich hier ein Pilzgewächs direkt daneben.

Übrigens: Auch zum Thema Fälschungen scheinen sich die Brüder Grimm zu äußern:)

In den ländlichen Gegenden Europas sahen die Menschen in der Feldfrucht eine direkte Gottesgabe, und es galt als Frevel, diese in irgendeiner Art und Weise zu beschädigen wie bereits am Beispiel der „Kornfrau“ (MÜLLER 2001, S.11) erläutert. Derartige „Gesetzte“ schlugen sich auch im Erntebrauchtum nieder. Angesichts des folgenden Bauernspruches hat es zudem den Anschein, als hätte man das heutige Fälschen von Kornkreisen nahezu vorausgesehen wenn es da wortwörtlich heißt:

Wer das Korn mit Füßen trampelt, dem sollen die Mäuse das Mehl auffressen.“

In seiner "Deutschen Mythologie" beschrieb Jacob Grimm, dass die Schändung des reifenden Getreideackers wohl die „gottloseste Weise sei, seinem Nachbarn zu Schaden.“ (GRIMM 1835, S. 393) 

Der Film "Brothers Grimm" von Regisseur Terry Gilliam (ehemals Monty Python) mit Starbesetzung (Mat Damon, Heath Ledger und Monica Bellucci) started bei uns am 6. November 2006.

Concorde Film

Hier finden Sie einen Hintergrundbericht zum Film:
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,2380238,00.html

Lesen Sie mehr in unserem neuen Buch, das Mitte Oktober erscheint:

Hier finden Sie weitere Informationen zum Buch.


Literatur:
FELDER, FRANZ MICHAEL: Sonderlinge – Bregenzerwälder Lebens- und Charakterbilder aus neuester Zeit, Leipzig: Verlag v G. Hirzel 1867
HALL, JOHN L.: The Mower in Man, in: Northern Earth Magazine, Nr. 66, Hebdon Bridge 1996
HEINE, HEINRICH: Elementargeister, im „Salon Band III“, 1837
GRIMM, JACOB: Deutsche Mythologie, Leipzig 1835
GRIMM, JACOB u. WILHELM: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854
GRIMM, JACOB u. WILHELM: Irische Elfenmärchen, Leipzig 1826
CROFTON CROKER, THOMAS: Fairy Tales and Traditions of the South of Ireland, London 1825
MÜLLER, ANDREAS: Kornkreise - Geometrie, Phänomene, Forschung, Aarau: AT Verlag 2001


...English version



Jacob und Wilheim Grimm

While Hollywood presents now its very own version of the Brothers Grimm, turning the two famous storytellers and antiquarians into some sort of 19th. Century "Mulder and Scully" it is very little known that the real Jacob and Wilhelm Grimm also did describe phenomena that we would call today very likely "Crop Circles":

Already the Brothers Grimm distinguish in their translation of Thomas Crofton Crookers "Fairy Tales and Traditions of the South of Ireland" (CROKER 1825, GRIMM 1826, Chapter IX) between two phenomena - the fungus caused green rings of lush growing grass and the patterns of flattened plants:

"Circles trampled into the dew grass can be found beside of Scotland also in Scandinavia and Northern Germany and everybody shouts: 'This is where the fairies danced!' On the Isle of Man one could find the traces of their little feet even in the snow.

Later we can find a further connection to today's crop circles when it is said that those Fairy Circles only appeared during the night:

"(...) but it is the very first beam of light of the rising sun that makes them end their dancing and to hide again."


"The Mowing Devil", wood-cut from Hertfordshire, 1678

Interestingly the aforementioned Isle of Man is the home of a legendary character remarkably similar to the "Mowing Devil". Known as the "Fenoderee" he is not only known as a "nimble Mower" but also connected to ancient sacred sites as well as to light-phenomena and circular remains in the grass. (HALL 1996)

In their "German Dictionary" the Brothers Grimm also clearly distinguish between the "green concentric 'Witchrings' that are made of lush growing grass while the surrounding area shows naked soil" (circular effects caused by fungual growth) and what they call "Places of Witchdances" (GRIMM 1854, S.1302 u. 1303). The later are also described by Franz Michael Felder in July 1858 as follows:

"After breakfirst the mowing work began (...) The sound of the skyths and the singing of the mowers who did swing their skyths in the rythm of their songs was all over. It was a wonderful morning (...) But suddenly all singing felt silent and the mowing became slower and slower (...) because wind and rain had flatten and interwoven the man-high grass in such a way that the field looked as if it had been a place of witchdances." (FELDER 1867, S.88)

In his work "Elementargeister" (Elementary Spirits) Heinrich Heine wrote:
"Dancing is very typical to the spirits of the air. They are of such an aetheric nature that where they danced in circles, their fine and delicate little feet left only faint traces in the grass. These are the imprinted circles that are called "Elve Rings" (free translation of the german original) (HEINE 1837, Band 3)

Also the aniquarian documents demonstrate the clear distiction when only some of the temporary wood-cuts show indeed circular imprints as a result of the dancing "little people".


The two wood- cuts on the left clearly show circular imprints danced by the fairy-like and infernal spritis. The example on the right shows the dancing but no created circle...however a mushroom nearby.

Funny enough it seems that the Brothers Grimm also made some comments on Hoaxing:)

In the rural areas of central Europe the people did regard the crop as a direct gift of God and it was regarded a sin to damage it in any way. Folk tales such as the ones about the "Old lady in the Crop" (MÜLLER 2001, S.11) are results of this ancient code of conduct. Such rules influenced aslo the rural harvest traditions.

A country saying seems to have foreseen today's situation of crop circle hoaxing:
"The mice should eath the flour of those who trample the crop with feets."

In his "German Mythology" Jacob Grimm explained that "damaging the growing crop is the most godless way to cause damage to his neigbour." (GRIMM 1835, S. 393)


Literature:
FELDER, FRANZ MICHAEL: Sonderlinge – Bregenzerwälder Lebens- und Charakterbilder aus neuester Zeit, Leipzig: Verlag v G. Hirzel 1867
HALL, JOHN L.: The Mower in Man, in: Northern Earth Magazine, Nr. 66, Hebdon Bridge 1996
HEINE, HEINRICH: Elementargeister, im „Salon Band III“, 1837
GRIMM, JACOB: Deutsche Mythologie, Leipzig 1835
GRIMM, JACOB u. WILHELM: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854
GRIMM, JACOB u. WILHELM: Irische Elfenmärchen, Leipzig 1826
CROFTON CROKER, THOMAS: Fairy Tales and Traditions of the South of Ireland, London 1825
MÜLLER, ANDREAS: Kornkreise - Geometrie, Phänomene, Forschung, Aarau: AT Verlag 2001